Warum ist man nach dem Essen müde?

Nach dem Essen soll man ruhen – oder tausend Schritte tun. Den meisten Menschen dürfte ersteres mehr liegen. Gerade nach einem guten, reichhaltigen Essen lockt die Couch. Doch warum? Und warum sollte man sich nicht vollgefuttert geistigen Herausforderungen stellen?

Besonders nach einer üppigen Mahlzeit fühlen wir uns müde und schlapp.Besonders nach einer üppigen Mahlzeit fühlen wir uns müde und schlapp. (Foto by: racorn / Depositphotos)

Unterzuckerung

Wer tagsüber viel geistig arbeitet, kennt das Problem: nach dem Mittagessen droht ein Tief. Man wird müde und hat Konzentrationsschwierigkeiten. Die geistige Leistungsfähigkeit sinkt. Kein Wunder, benötigt der Darm doch nun viel Blut für Verdauung und Abtransport – das Gehirn geht leer aus.

Aber auch die Zusammensetzung der Mahlzeiten kann eine Rolle spielen. Hier sind die Stichworte „reaktive Unterzuckerung“ und „Serotoninspiegel“ besonders interessant. Manche Menschen reagieren auf diverse Lebensmittel mit Müdigkeit, weil die Nahrung reichaltig und sättigen ist.

Schwerstarbeit im Darm

Die Füllung von Magen und Darm mit Nahrung löst im Körper eine ganze Kaskade von Prozessen aus. Dazu gehört auch eine vermehrte und sehr starke Durchblutung des Bauchraums, denn all die aus der Nahrung herausgelösten Nährstoffe müssen abtransportiert werden.

Weil das Blut als Sauerstofflieferant aber dann in anderen Körperteilen – darunter auch das sehr Sauerstoffbedürftige Gehirn – nicht mehr zur Verfügung steht, fährt der Körper dort die Leistung ein wenig herunter. Für das Gehirn bedeutet das eine reduzierte geistige Leistungsfähigkeit. Nach dem Essen fühlt man sich müde und schlapp. Desto reichhaltiger die Mahlzeit, umso länger dieser Effekt.

Die Müdigkeit nach dem Essen wird auch als Fresskoma bezeichnet.Die Müdigkeit nach dem Essen wird auch als Fresskoma bezeichnet. (Foto by: ramerocrist.gmail.com / Depositphotos)

Die reaktive Unterzuckerung

Besonders, wenn man mit der Nahrung große Mengen an schnellverdaulichen Kohlenhydraten wie Zucker aufgenommen hat, kommt es zu einem schnellen und sehr hohen Anstieg des Blutzuckerspiegels.

Um diesen abzubauen setzt der Körper angepasst an dessen Höhe Insulin frei. Das wiederum sorgt für den Transport des Zuckers in die Zellen und damit für eine Senkung des Blutzuckerspiegels. Sinkt er jedoch zu stark, so leidet wieder das nicht nur Sauerstoff- sondern auch Zuckerbedürfte Gehirn. Die Müdigkeit verstärkt sich. Der Verzehr von Vollkornprodukten, welche zu einem langsamen Anstieg des Blutzuckerspiegels führen, wäre als sinnvoll.

Serotonin macht müde

Manche Proteinquellen wie zum Beispiel Eier, Fleisch und Wurst, viele Käsesorten, Fisch, Hülsenfrüchte sowie Erd- und Haselnüsse enthalten besonders viel eines schlaffördernden Stoffes: das Tryptophan.

Der menschliche Körper transportiert diese Aminosäure gezielt ins Gehirn, wo sie zum Botenstoff Serotonin umgewandelt wird. Serotonin wirkt beruhigend auf das zentrale Nervensystem und deshalb angstlindernd, stimmungshebend und macht schläfrig. Die Kombination der Proteinquellen mit Kohlenhydraten verstärkt die Wirkung sogar noch. Wer nach dem Mittagessen also geistig fit sein möchte, sollte Nahrungsmittel mit hohem Tryptophan-Gehalt eher meiden.


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