Schlehdorn
Der Schlehdorn ist ein echtes Naturtalent. Als wilde Verwandte der Pflaume überrascht die robuste Heckenpflanze mit aromatischen Früchten, zarten Blüten und vielseitiger Verwendbarkeit. Ob in Likören, Marmeladen oder als Heilpflanze: Der Schlehdorn hat weit mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick vermutet.
Was ist Schlehdorn?
Der Schlehdorn (Prunus spinosa), auch Schlehe genannt, ist ein heimisches Wildgehölz aus der Familie der Rosengewächse. Er wächst bevorzugt an Waldrändern, Hecken und Böschungen und bildet dichte, stark bedornte Sträucher, die bis zu drei Meter hoch werden können.
Charakteristisch sind die weißen Blüten im Frühjahr und die tiefblauen, fast schwarzen Früchte im Herbst.
Info: Der Strauch ist eine wertvolle Heckenpflanze für Vögel (Nistplatz & Nahrung) und Insekten.
Wann hat Schlehdorn Saison?
Blütezeit ist von März bis April – oft noch vor dem Blattaustrieb, was die Sträucher zu einem wichtigen Frühblüher für Bienen und Insekten macht.
Die kleinen, kugeligen Steinfrüchte (Schlehenbeeren) mit dunkelblauer Schale und bläulich bereiftem Überzug können von Oktober bis November geerntet werden.
Das Fruchtfleisch ist zunächst sehr herb, gerbstoffreich und zusammenziehend. Nach den ersten Frosteinwirkungen wird der Geschmack milder, fruchtig-säuerlich und leicht süßlich. Deshalb ist es empfehlenswert die Früchte erst nach dem ersten Frost zu pflücken.
Tipp: Falls man sie früher erntet, die Schlehen einfach für 1–2 Tage ins Gefrierfach legen – das simuliert den Frost.
Bitte beachten: Schlehdorn ist stark bestachelt – beim Sammeln sind Handschuhe empfehlenswert.
Nährwerte von Schlehdorn
100 Gramm frische Schlehenbeeren enthalten im Durchschnitt:
- 69 kcal
- 0,8 Gramm Eiweiß
- 11,7 Gramm Kohlenhydrate (0 Gramm Zucker)
- 1 Gramm Fett
- 9 Gramm Ballaststoffe
Wie gesund ist Schlehdorn?
Die Früchte gelten als stärkend für das Immunsystem und sind traditionell ein Naturheilmittel gegen Verdauungsbeschwerden und Erkältungen.
Schlehen enthalten folgende Inhaltsstoffe:
- Gerbstoffe (adstringierend, verdauungsfördernd)
- Vitamin C und andere Antioxidantien
- Fruchtsäuren und Pektine, die für Gelierkraft sorgen
- Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium
Verwendung in der Küche
Blüten verwenden
Aus den zarten Schlehdorn-Blüten, die im Frühjahr die Sträucher in ein weißes Blütenmeer tauchen, lässt sich mehr machen, als man auf den ersten Blick denkt.
Die aromatischen Blüten eignen sich hervorragend für die Herstellung von Sirup, Gelee oder Blütenzucker, dem sie eine feine, leicht mandelartige Note verleihen.
Auch in Teemischungen kommen sie zum Einsatz – oft kombiniert mit anderen Frühlingsblüten – und gelten in der Naturheilkunde als mild stärkend und reinigend.
Wer kreativ ist, kann die Schlehenblüten auch in Essig einlegen oder als dekorative und aromatische Zutat in selbstgemachten Likören verwenden.
Wichtig: Nur ungespritzte Blüten sammeln und behutsam ernten, damit genug für Bienen & Co. bleibt.
Wie verarbeitet man Schlehenbeeren?
Schlehenbeeren zu verarbeiten ist etwas aufwändiger als bei vielen anderen Früchten, weil sie so gerbstoffreich und herb sind – aber gerade das macht ihren besonderen Reiz aus. Zur Vorbereitung die Früchte gründlich waschen, Blütenansätze sowie Stiele entfernen.
Wichtig: Schlehenbeeren sind extrem herb und sauer. Erst nach Frost oder Verarbeitung werden sie genießbar.
Wichtig: Wie bei anderen Steinfrüchten enthalten die Kerne geringe Mengen Blausäureverbindungen – beim normalen Kochen oder Passieren bleiben sie aber unproblematisch.
Likör und Spirituosen
Schlehenbeeren sind die Basis für den bekannten Schlehenlikör und Sloe Gin.
Hierfür die vorbereiteten Früchte leicht anquetschen, in ein großes Glasgefäß füllen, mit Zucker und Korn, Wodka oder Gin aufgießen und mehrere Wochen ziehen lassen - dabei ab und zu schütteln. Danach abseihen und abfüllen.
Zum Rezept: Schlehenlikör
Marmelade und Gelees
Mit Zucker eingekocht, entfalten die Früchte ein intensives Aroma. Hierbei die Schlehen mit etwas Wasser aufkochen, bis sie weich sind. Dann durch ein Sieb oder die „Flotte Lotte“ streichen, um die Kerne zu entfernen. Zuletzt mit Gelierzucker nach Packungsanleitung einkochen.
Tipp: Für mehr Aroma lassen sich Äpfel oder Birnen mitkochen.
Zum Rezept: Schlehenmus
Saft und Sirup
Schlehenbeeren mit Wasser und etwas Zucker aufkochen, ziehen lassen. Danach abseihen und entweder pur als Saft abfüllen oder mit Zucker zu Sirup einkochen.
Tipp: Mit Gewürzen (Zimt, Gewürznelken, Sternanis) wird daraus ein winterliches Heißgetränk.
Backwaren und Desserts
Schlehen können ähnlich wie Zwetschken in Kuchen, Chutneys oder Kompotten genutzt werden.
Kompott und Chutney
Mit Äpfeln, Zwiebeln, etwas Essig und Gewürzen ein würzig-säuerliches Chutney kochen – perfekt zu Wildfleisch oder Käse.
Für herzhafte Gerichte
In Wildsaucen oder zu kräftigem Fleisch bieten sie ein spannendes Aromenspiel.
Was passt zu Schlehdorn?
Durch ihren intensiven Charakter harmonieren Schlehen sehr gut mit Äpfeln, Birnen, Rotwein, Vanille oder winterlichen Gewürzen.
Aufbewahrung und Haltbarkeit von Schlehdorn
Schlehdornfrüchte (Schlehen) sind sehr robust, doch frisch geerntet halten sie sich nur begrenzt. Im Kühlschrank können sie, gut verpackt, etwa eine Woche gelagert werden.
Schlehen kann man direkt nach der Ernte einfrieren, was denselben Effekt erzielt – so sind sie mehrere Monate haltbar und jederzeit zum Verarbeiten bereit.
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User Kommentare
Schlehenblüten habe ich noch nicht verarbeitet. Ich verwende die Beeren für Liköre, Marmelade und Sirup. Normalerweise sollten die Früchte nach dem ersten Frost geerntet werden, die Beeren vorher ernten und dann einfrieren hat nicht ganz die gleiche Wirkung. Nach dem ersten Frost zieht der Strauch die Gerbsäure aus den Beeren wieder raus.
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